Nach der Haftentlassung studierte Werner Jahn in der Bundesrepublik weiter, heute lebt er in Süddeutschland, in Nürtingen. Die Universitätszeitung widmete seinem Schicksal im Heft 1/1999 einen Beitrag.
Nach der Haftentlassung studierte Werner Jahn in der Bundesrepublik weiter, heute lebt er in Süddeutschland, in Nürtingen. Die Universitätszeitung widmete seinem Schicksal im Heft 1/1999 einen Beitrag.
Erst im März 1998 haben wir noch von einem weiteren tragischen Schicksal erfahren. Ein vierter Leipziger Student ist von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.
Werner Ihmels steht beispielhaft für den christlichen Widerstand – er verdeutlicht, wie religiöse Menschen von den Hoffnungen auf einen Neubeginn in Deutschland geprägt werden. Die Zeit nach dem Krieg zeigt erste Ansätze dazu: frei von weltanschaulichen Zwängen arbeiten Vertreter unterschiedlicher Bekenntnisse gemeinsam am Neuaufbau. Sehr bald jedoch wachsen Schranken im gleichberechtigten Miteinander, religiöse Bekenntnisse sind weder erwünscht noch werden sie ernstgenommen. Von da ab ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis nicht nur die Religion, sondern auch ihre Vertreter bekämpft werden. Die Intoleranz nimmt ihren Lauf.
Wolfgang Natonek stellt einen besonders krassen Fall „kommunistischer Erziehungsarbeit“ dar. Als brillanter Redner und überzeugter Vertreter des Aufbauwilllens ist er zugleich eine Symbolfigur des bürgerlichen Studententyps.
Als es nicht gelingt, ihn zum Überlaufen auf die kommunistische Seite zu bewegen, wird systematisch Hetze gegen Natonek betrieben. Dabei benutzt man konstruierte oder aufgebauschte Vorfälle zur Diffamierung. Nicht nur der Fall Plätzsch ist ein Beispiel dafür: nach dem Fehlschlagen der Operation läßt man das „Objekt“ wieder in der Versenkung verschwinden. Ohne weiteres Interesse für die Mächtigen darf Plätzsch zu Ende studieren, zugleich ist ihm aber jede Chance auf eine wissenschaftliche Laufbahn genommen.
Als die Verfolgung ihren Höhepunkt erreicht, verschwindet Wolfgang Natonek schließlich in der Lagern des NKWD. Wieder muß eine konstruierte Anklage herhalten – aber zugleich wird mit seinem Verschwinden eine Macht demonstriert, die auf ihre politischen Gegner selbst in der Öffentlichkeit keine Rücksicht mehr zu nehmen braucht. So verschwindet Natonek, ohne das an der Universität ein Aufruhr losbricht – die Arbeiter-und-Bauernmacht ist fest etabliert.
In der Auseinandersetzung gegen Natonek endet zugleich die erste Etappe der Machteroberung an der Universität.