In der Gegend des Treffs stellten wir folgende Situation  fest: Dömeland wurde von einem etwa 30jährigen dunkelhaarigen Mann und einer ihn begleitenden hellblonden Frau angesprochen und zu einem Wagen mit sowjetischen Zeichen dirigiert. Bei dem Wagen handelt es sich um einen Mercedes-Benz, blau, (die Nummer wird Ihnen vom Genossen Voigt von der Staatssicherheit mitgeteilt). Im Wagen selbst befand sich noch ein Fahrer in sowjetischer Uniform. Als der Wagen sich in Bewegung setzte, fuhren wir ihm nach, worauf der Wagen wieder hielt und uns vorbeifahren ließ. Wir stellten uns dann so auf, dass wir die Situation überblicken konnten, um eventuell dem Wagen nachfahren zu können, wenn es sich erweisen sollte, dass Dinge vor sich gehen, die nicht in Ordnung scheinen. Nach etwa 5 Minuten stiegen die vorstehend erwähnten beiden Personen aus dem Wagen und begaben sich zu unserem Wagen. Die Frau erklärte, dass sie Dolmetscherin sei und dass der sie begleitende Herr ein Major der sowjetischen Armee sei und dass alles in Ordnung ginge, dass wir unsere Mission als erledigt betrachten sollten. Der Genosse von der Staatssicherheit gab daraufhin dem Fahrer Anweisung zurückzufahren, wendete dann aber nach kurzer Zeit noch einmal um, um sich zu informieren über  den weiteren Verlauf. Dabei stellten wir fest, dass der erwähnte Wagen verschwunden war. Der Genosse von der Staatssicherheit informierte daraufhin seine vorgesetzte Dienststelle und teilte mir später telefonisch mit, dass seine Informationen ergeben hätten, dass alles in Ordnung geht. Dömeland tauchte auch im Laufe des Nachmittags wieder auf und erklärte mir, dass er mir mitteilen dürfe, dass die Frauensperson, die ihn angerufen habe, verhaftet worden sei, und dass diese Frauensperson seine Adresse bei sich gehabt habe. Von dem weiteren Inhalt des Verhörs dürfe er nichts aussagen. Das sind die wesentlichen Dinge, die sich bei uns abgespielt haben. Es ist verständlich, dass die zuletzt erwähnten Ereignisse einige Unruhe hervorrufen, und dass sie den von uns angebahnten Schritten einer Festigung der Verbindung zwischen uns und den Professoren nicht dienlich sind. Wir haben zwar den Genossen erklärt, dass kein Grund zu irgend einer Panik besteht, sind aber nicht sicher, dass bei wiederholten Verhören nicht doch eine solche Panik entsteht. Über weitere Maßnahmen, die wir durchführen werden, um die Situation an der veterinär-medizinischen Fakultät zu verbessern, werde ich Sie laufend informieren.

Mit sozialistischem Gruß!

Parteiorganisation der SED an der Universität Leipzig

[Quelle: Bezirksparteiarchiv im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig,  IV 7 125.9, Bericht der Parteiorganisation an die Sowjetische Kontroll-Kommission in Leipzig]