Horst Maurer

Student der Veterinärmedizin an der Universität Leipzig, durch ein Sowjetisches Militärtribunal in einem politischen Willkürprozess zu 25 Jahren Zwangsarbeitslager verurteilt, Lagerhaft in Workuta

 

Seit Oktober 1948 studierte ich an der veterinär-medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Dort gehörte ich einer studentischen Widerstandsbewegung an, d. h. ich lebte mit vier Kommilitonen aus der gleichen Fakultät zusammen, die gegen das sowjetische Regime der Ostzone und der Universität arbeiteten. In ihre Aktivitäten war ich eingeweiht.

Am 21. April 1951 wurde ein Mann der Gruppe von der NKWD verhaftet. Die anderen drei Studenten flüchteten daraufhin nach Westberlin. Ich dagegen wurde am 25. April 1951 morgens gegen 9.00 Uhr von der NKWD in der Tierklinik Leipzig aus der Vorlesung heraus verhaftet. Von Leipzig aus schaffte man mich noch am selben Tage in das NKWD-Untersuchungsgefängnis Potsdam. Dort wurde ich am 23.10.1951 wegen Mitwisserschaft und der mir angedichteten Beihilfe zur Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit nach Paragraph 58, 6 und 11, verurteilt. Der andere Mitinhaftierte bekam die Todesstrafe. Am 1.11.1951 wurde ich nach Russland gebracht. Über Brest, Gomel, Moskau und Wologda fahrend, traf unser Transport am 15.12.1951 in Workuta ein. Dort kam ich in das Lager des 40. Schachtes, wo ich ein knappes Jahr blieb. Vom 3.11.52 bis zum Januar 1953 war ich im Lager des 12./14./16. Schachtes. Von Januar bis zum 18.12.1954 arbeitete ich im Lager 175/14, d. h. eigentlich nur bis zum 26.11.1954, denn dann verweigerte ich mit noch mehreren deutschen Mitgefangenen die Arbeit. So kam ich nach Workuta ins Straflager, wo ich bis zum Februar 1955 blieb. Vom März 1955 bis zum 6.12.1955 weilte ich dann im 8. Lager in Suchobeswodnoje im Raum Gorki. Am 6.12.1955 fuhr ich mit einem Transport von 410 Mann, die alle ihre Angehörigen in der Ostzone hatten, nach Deutschland.