Herbert Belter „Ich habe mich illegal betätigt…“

Nach Aussagen der Überlebenden kann zunächst kaum einer der Verurteilten fassen, welche Strafe über sie verhangen wird. Allzu unwirklich erscheint ihnen das in russischer Haft Erlebte und die Urteile.

Doch es war durchaus real. Nach dem Urteil wurde Herbert Belter sofort von den anderen isoliert und wahrscheinlich per Bahn nach Moskau gebracht. Wie Herbert Belter, verschwanden auch die anderen neun Verurteilten scheinbar spurlos, ihre Angehörigen bleiben über ihr Schicksal im Unklaren. Nachforschungen der Eltern und Geschwister bei deutschen und russischen Behörden verliefen im Sande. Den Überlebenden in den russischen Zwangsarbeitslagern wurde erstmals im Jahre 1953 ein brieflicher Kontakt mit ihren Angehörigen erlaubt. Auf offenen Feldpostkarten durften sie ein zensiertes Lebenszeichen senden. Die Hoffnung fei zu kommen, begann sich erst nach Stalins Tod wieder zu regen. Im Dezember 1953 kehrten die ersten nach Hause zurück. Werner Gumpel, Siegfried Jenkner und Karl Miertschischk allerdings blieben noch bis in das Jahr 1955 als „Zivilinternierte des letzten Krieges“ in den Straflagern.

„… ihm im Hinblick auf seine Jugend und da er durch sein Handeln der Sowjetunion keinen Schaden zugefügt habe, das Leben zu erhalten.“

Über das weitere Schicksal Belters bestand noch jahrelange Ungewissheit. Der Mantel des Schweigens lüftete sich erst nach 1990, als die russischen Archive geöffnet und eine offizielle Rehabilitierung ausgesprochen wurde. Dort fand sich ein Gnadengesuch vom März 1951, indem er bat „… ihm im Hinblick auf seine Jugend und da er durch sein Handeln der Sowjetunion keinen Schaden zugefügt habe, das Leben zu erhalten.“ Es half nichts. Die Militärstaatsanwaltschaft wies es wegen der „besonderen Gefährlichkeit der verübten Straftat“ zurück.

Am 28. April 1951 wurde Herbert Belter in Moskau insgeheim erschossen. Heute befindet sich seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof für Schwerverbrecher in Moskau-Donskoj, in einem Massengrab zusammen mit der Asche der Hingerichteten des Jahres 1951.

 

Die Universität Leipzig widmete seinem Andenken 1996 eine Ausstellung.

Dr. Gerald Wiemers / Jens Blecher

Anlage:

Bild von Herbert Belter, Aufnahme um 1949, Bildherkunft: BStU Leipzig

 

Literatur:

  1. Wiemers, Gerald/ Blecher, Jens: Studentischer Widerstand an der Universität Leipzig 1945-1955. zweite Auflage, Beucha 1998.
  2. Kröning, Waldemar/ Müller, Klaus-Dieter: Anpassung – Widerstand – Verfolgung. Hochschule und Studenten in der SBZ und DDR. 1945-1961. Köln 1994.
[Blecher, Jens /Wiemers, Gerald: „Herbert Belter“ in: Opposition und Widerstand in der DDR. Politische Lebensbilder. Herausgegeben von Karl Wilhelm Fricke, Peter Steinbach und Johannes Tuchel, München 2002, S. 187-193.]

 

Plakat: Volkskammerwahl am 15.10.1950: Gesunde Wirtschaft – Gesicherte Mark.

Plakat: Volkskammerwahl am 15.10.1950: Auferstanden aus Ruinen.

Plakat: Karte von Europa

Plakat: Landkarte der UdSSR, Konzentrationslager, Gefängnisse und psychiatrische Haftanstalten

Plakat: Gebietskarte der Region Workuta

Plakat: Auszug aus dem Strafgesetzbuch der UdSSR

Plakat: Fotographie von Häftlingsutensilien