Herbert Belter „Ich habe mich illegal betätigt…“

Aber die Resonanz, auf die die Freunde unter den Studenten, trotz aller Angst und allem öffentlichen Anpassungsdruck stießen, muss ermutigend gewesen sein. Denn die kritische Geisteshaltung der Intellektuellen ließ sich nicht so einfach ausschalten wie von den Machthabern erhofft, so konnte die CDU-Hochschulgruppe einen kleinen Erfolg im Dezember 1949 erzielen: eine von der FDJ ausgelegte Grußadresse zum 70. Geburtstag Stalins unterschrieben dank intensiver Gegenpropaganda weniger als die Hälfte der Studierenden. Das nächste Debakel für FDJ und SED ereignete sich bei den Studentenratswahlen im Februar 1950. Sie wurden unter dem “Aspekt der Nationalen Front des demokratischen Deutschlands” durchgeführt. Begleitet von Aufmärschen der FDJ und “agitatorischen Darbietungen” stilisierte man die Wahlen zu einem Sieg der “demokratischen Kräfte” hoch, obwohl der Anteil der ungültigen Stimmen und der Stimmen für CDU- und LDP-Kandidaten mit 48 % höher lag als der Stimmenanteil, der auf die SED entfiel (45 %). So fand dann die erste, konstituierende Sitzung des neugewählten Studentenrates in einem Leipziger Großbetrieb statt, wo man auf die Hilfe des Proletariats bei eventuellen Störversuchen von “Reaktionären” hoffen konnte.

Auf Belter muss das aber alles unbefriedigend gewirkt haben, er will einen größeren Personenkreis erreichen. Ende Juni 1950, kurz nach dem Beginn des Korea-Krieges, sah Belter eine Gelegenheit mit weiteren Kommilitonen offen zu sprechen. In der Wohnung von Karl Miertschischk berichtete er über seine Kontakte nach Berlin (West) und bittet um Unterstützung beim Verteilen der erhaltenen Broschüren.

An der Universität startete die FDJ mit einem Aufruf “10 Tage Kampf und Organisierung des Sieges der Liste des demokratischen Deutschlands”…
Kaum aus den Semesterferien zurück, will Belter mit einer Flugblattaktion gegen den geplanten Wahlbetrug bei den Volkskammerwahlen auf die neue, diesmal rote Diktatur aufmerksam machen. Die Wahlen zur Volkskammer am 15. Oktober 1950 waren für die SED eine besonders sensible Angelegenheit, nicht nur, weil es die ersten Wahlen in der DDR überhaupt waren, sondern auch weil sie auch noch als Blockwahl der Nationalen Front durchgeführt wurden. Das bedeutete für die Wähler keine wirkliche Auswahl unter verschiedenen Kandidaten und Parteien, sondern lediglich die Bestätigung der aufgestellten Kandidaten der Nationalen Front, in der die SED überdurchschnittlich stark vertreten war. Überall wurden deshalb Propagandakampagnen initiiert. An der Universität startete die FDJ mit einem Aufruf “10 Tage Kampf und Organisierung des Sieges der Liste des demokratischen Deutschlands”, in der man vom 5. bis 15. Oktober die Studenten zur Wahl der Einheitsliste gewinnen wollte.