Die Verhöre liefen über Wochen, überwiegend wurden sie nachts durchgeführt. Jegliche Äußerung wurde meist als „unwahr“ bezeichnet, man wurde stets unter Druck gesetzt. „Wenn Sie nicht die Wahrheit sagen, werden Sie morgen mit diesem Gummiknüppel geschlagen!“ Der Untersuchende schrieb stets mehrere DIN A4-Seiten mit seinen Interpretationen voll, die man tief in der Nacht Blatt für Blatt zu unterschreiben hatte. Sich gegen den Inhalt der Schriftstücke aufzulehnen war zwecklos. Erstens konnte man sie gar nicht lesen, weil sie stets in Russisch geschrieben waren, zweitens wollte man noch ein paar Stunden Schlaf haben bis zum Wecken (ca. 6 Uhr). Schlafen am Tage wurde mit Stehen bestraft. Alle paar Minuten lugte der Wachhabende durch die Zellentür. Das Inventar der Zellen bestand aus einer Holzpritsche als Nachtlager (nur 1 Decke) und einem verkleideten Heizkörper, auf dem ein Wassertopf stand. In einer Ecke stand ein Kübel, der nur einmal täglich geleert werden durfte. Die einzige Fensterluke ca. (60 x 40 cm) hatte zwar kein Glas, dafür aber Gitter und äußere Sichtblende. Mein erster Zellengenosse Moruschkin wurde bald verurteilt ( 15 Jahre Arbeitslager wegen unerlaubten Kontaktes zu einer Dresdenerin) und ließ mich wochenlang allein in der Zelle zurück. Später kam ein Schwerkriegsbeschädigter zu mir, die Unterschenkelprothese war ihm weggenommen! Beim „Kübeln“ musste der Kamerad sich auf meine Schulter stützen und die ca. 150 Meter bis zur Latrine hüpfen. Ansonsten hatten wir eine sehr gute Gemeinschaft, leider konnte ich den Kamerad aus Cottbus nicht wiedersehen; denn er wurde zum Tode verurteilt und erschossen.